Grundrezept: Gesichtscreme
Jetzt geht’s an’s Eingemachte. Denn Cremes, vor allem Gesichtscremes, gelten als die Königsdisziplin unter Selbstrührern. Doch keine Angst, der Thermi sorgt dafür, dass auch Anfänger eine Creme ganz einfach herstellen können. Denn statt umständlich Fett und Wasser in unterschiedlichen Schüsseln zu erwärmen und das Gemisch dann mit dem Handmixer aufzuschlagen (Sauerei in der Küche oft inklusive) schütten wir alles in einen Topf und der Thermi macht den Rest. Einfach genial! 🙂
Erst kommt ein bisschen Theorie, dann das Rezept.Wenn ihr das alles schon kennt, scrollt gern gleich nach unten. Neulingen empfehle ich aber, die folgenden Absätze einmal zu lesen 😉
Warum Creme überhaupt selber machen?
Natürlich kann man auch viele tolle, hautfreundliche Cremes kaufen. Doch noch vielmehr Cremes, die man kaufen kann, sind kein Geschenk an die Haut. Ich nenne keine Namen, aber ihr solltet misstrauisch werden, wenn Cremes sehr günstig sind. Da kann nichts Wertvolles für die Haut drinstecken, denn was wertvoll ist, kostet schließlich Geld. In der Naturkosmetik und in der DIY-Kosmetik arbeiten wir nur mit Pflanzenölen. Denn deren chemische Struktur ist den hauteigenen Fetten sehr ähnlich und kann sich deshalb mit ihnen verbinden und von der Haut verarbeitet werden. In Billig-Cremes sind in der Regel aber Mineralöle wie Vaseline verarbeitet, weil sie günstig sind, fast nicht verderben können und einfach zu verarbeiten sind. Doch Mineralöle sind hautfremd, sie bleiben auf der Haut stehen. Äußerlich erscheint die Haut durch sie gepflegt, aber darunter leidet die Haut still vor sich hin. تساقط الشعر
Aufhorchen solltet ihr auch bei blumigen Versprechen. „Mindert Falten dauerhaft“, „bekämpft Orangenhaut“ oder „sichtbar prallere Haut“ sind so Slogans, mit denen die Industrie uns gern lockt. Doch all das können – und sollen – Cremes nicht leisten. Denn frei verkäufliche Kosmetik darf den Körper und die Haut nicht nachhaltig verändern. Das ist nur der Medizin vorbehalten. Das gilt auch für unsere DIY-Kosmetik, Wunder werden auch wir nicht vollbringen. Doch wir haben einen klaren Vorteil bei dem, was Kosmetik tun soll.
Kosmetik soll die natürlichen Hautfunktionen nicht negativ beeinflussen, sondern unterstützen. Das lässt sich am besten umsetzen, wenn eine Creme an die Bedürfnisse unserer Haut angepasst ist. Und genau darauf haben wir als Selbstrührer Einfluss. Keine Angst, es macht Spaß, herauszufinden, was die eigene Haut braucht. Zur Orientierung am Anfang rate ich, mal zur Kosmetikerin oder zum Dermatologen zu gehen und eine Hautanalyse machen zu lassen. Dann seid ihr mit der Info-Karte über eure Haut schon ein ganzes Stück weiter. Natürlich wird es auch Rückschläge geben, auch ich hatte schon Cremes, die nicht so wirkten, wie ich mir das vorgestellt habe. Aber selbst mit diesen Kreationen war meine Haut glücklicher als mit den Cremes, die ich ihr früher dargeboten habe.
Was braucht man für eine Creme?
Ganz basic: Wasser, Öl und einen Emulgator. Doch da wir uns hier was Gutes tun wollen, darf es ruhig noch ein bisschen mehr sein an kleinen Geschenken für die Haut.
Wasser: Führt der Haut Feuchtigkeit zu, ist klar. Damit eure Creme länger hält, empfehle ich destilliertes Wasser. Aber den Bonus gibt es mit Pflanzenwassern, sogenannten Hydrolaten (Hier lest ihr mehr dazu und könnt auch ein Hydrolat selbst machen). In dem Wasser stecken zusätzliche, wasserlösliche Stoffe, die je nach Pflanzenart bestimmte Eigenschaften haben. Die Stoffe in Hamameliswasser bewirken zum Beispiel, dass sich die Poren leicht zusammenziehen, Salbei hat eine desinfizierende Wirkung, Pfefferminz erfrischt und Rose und Lavendel beruhigen gereizte Haut.
Öl: Den Ölen und ihren Wirkungsweisen werden ganze Bücher gewidmet, soviel gibt es darüber zu erzählen. Wenn ihr euch näher mit einzelnen Ölen befassen wollt, empfehle ich die Ölporträts von Heike Käser (Achtung, viel Fachsprache). Für den Anfang reicht es zu wissen, dass Öle ebenfalls verschiedene Wirkungsweisen auf die Haut haben und unterschiedlich schnell einziehen.
Schnell einziehende Öle wie Jojobaöl, Traubenkernöl oder Sonnenblumenöl eignen sich gut für fettige Haut, weil sie keinen zusätzlichen Fettfilm hinterlassen und sich positiv auf die Talgproduktion auswirken. Langsam einziehende Öle wie Arganöl, Olivenöl oder Avocadoöl sind dagegen gut für trockene Haut, weil sie sich langanhaltend wie ein schützender Film auf die Hautoberfläche legen, sie elastisch halten und vor allem verhindern, dass zu viel hauteigenes Wasser verdunstet. Normale Haut, deren Talgproduktion und Wasserhaushalt ausgeglichen sind, freut sich über Öle, die mittelschnell einziehen, wie etwa Mandelöl, Erdnussöl oder Aprikosenkernöl.
Ich habe eher trockene Haut, mische in der Regel aber ein normales mit einem langsam einziehenden Öl, sonst wird mir die Creme zu reichhaltig. Umgekehrt ist es auch ratsam, ein schnell einziehendes Öl mit einem normalen Öl zu mischen, sonst saugt die Haut alles zu schnell auf.
Emulgator: Da Wasser und Öl sich gegenseitig abstoßen, braucht man einMittel, das die Wasser-und Öltröpfchen dauerhaft miteinander verbindet. Ein Emulgator ist keine Teufelei der Industrie, er ist ein ganz natürlicher Stoff und kommt auch in der Natur vor. Zum Beispiel in Milch oder Pflanzensäften. Auch Emulgatoren gibt es in verschiedenen Varianten, ihre Wahl richtet sich nach dem Fettgehalt, den die Creme haben soll. Für leichte Lotionen und Cremes mit wenig Fett bieten sich Tegomuls und Lysolecithin an (Fettgehalte von 15 bis 25 Prozent), im normalen Bereich (18 bis 35 Prozent) ist Emulsan die beste Wahl und bei Cremes mit höherem Fettgehalt (30 bis 40 Prozent) empfehle ich Lamecreme. Da einige Emulgatoren keine Konsistenz herstellen (z.B. Emulsan), brauchen sie Ko-Emulgatoren)
Konsistenzgeber: Wasser und Öl zusammengemischt ergeben eine flüssige Milch, aber keine Creme. Um das zu erhalten, was wir als Creme kennen, braucht es einen Konsistenzgeber. Ideal sind Sheabutter und Kakaobutter, sie bringen Festigkeit in die Creme und pflegen mit eigenen Inhaltsstoffen. Wer allerdings eine Creme mit wenig Fettanteil möchte oder ganz auf die Öle setzt, kann den Gelbildner Xanthan benutzen, um aus der Flüssigkeit eine Creme zu machen. Allerdings haben Cremes mit Xanthan eine andere Haptik.
Extra-Feuchtigkeit: Die Aloe Vera-Pflanze ist in der Lage, sehr viel Wasser zu speichern. Ihr Gel gibt es fertig zu kaufen, aber besonders eindrucksvoll ist der Effekt mit getrocknetem Aloe Vera-Pulver. Denn das kann die 200-fache Menge an Wasser wieder aufnehmen. Deswegen gehört Aloe Vera-Gel, egalob fertig oder angerührt, zu meinen Must-Haves in einer Creme. Es hilft dabei, das Wasser in die Haut zu bringen und dort abzugeben.
Konservierung: Wenn ihr nur kleine Portionen macht, diese imKühlschrank lagert und schnell verbraucht, braucht ihr keine Konservierungsmittel. Doch wir arbeiten nicht im Labor mit klinisch reinen Zutaten und Gefäßen und so ist unsere Creme automatisch schon ein Nährboden für Bakterien, Pilze und Keime. Um trotzdem zu erreichen, dass die Creme eine Weile hält (bei mir etwa anderthalb bis zwei Monate) braucht man ein Konservierungsmittel. Es gibt mehrere Varianten, doch ich empfehle Biokons. Es ist ein auf biologischen Stoffen basierendes Mittel, das fertig angemischt ist und gegen Pilze, Keime und Bakterien gleichermaßen wirkt.
Duft: Ich mag es, wenn meine Creme angenehm duftet und ich freue mich immer, wenn es ans Duft-Aussuchen geht. Es gibt Parfüm-Öle und ätherische Öle. Ich bevorzuge in der Creme letzteres, denn die ätherischen Öle sind naturrein und ohne chemische Zusätze, welche ich nicht so gern im Gesicht hab. Achtung: Parfüm-Öle sollten als für Kosmetik nutzbar sein. Duftöle sind das in der Regel nicht.فوائد زيت الزيتون للوجه
Extra-Kicks: Es gibt zahlreiche Mittelchen und Helferlein, mit denen man die Creme noch pimpen kann. Hier ist erlaubt, was gefällt und als nützlich erachtet wird. Ich empfehle Hyalomuco, ein Gemisch aus Hyaluronsäure (mindert Trockenheitsfältchen), Chitosan (antimikrobiell), Harnstoff (unterstützt die Zellen bei der Wasserspeicherung), Allantoin (hilft bei der Zellerneuerung) und d-Panthenol (Wundheilung). Ist nicht teuer, aber ein schönes kleines Rundum-Paket.
Und jetzt ran an den Mixtopf!
Basis-Rezept Gesichtscreme
Für 100 g
- 15 g Öl (eins oder Mischung aus zwei, je nach Hauttyp)
- 10 g Sheabutter
- 5 g Emulgator (z.B. Lamecreme oder 3 g Emulsan und 1 g Cetylalkohol)
- 60 g destilliertes Wasser oder Hydrolat nach Wahl
- 10 g Aloe Vera-Gel (fertig oder angerührt)
- 20 bis 25 Tr. Biokons
- 20 Tr. ätherisches Öl oder Parfümöl nach Wahl
Gebt zuerst das Öl, die Sheabutter und den Emulgator in den Mixtopf und schmelzt alles 2:30 Min. / 65°/ St. 1,5 auf.
Schüttet dann das Aloe-Vera-Gel und das Hydrolat zu und mixt es 3 Min / 65° / St. 4 richtig durch. Mit dem Spatel anschließend die Milch von den Rändern nach unten streichen. Enthält die Milch noch Klümpchen, nochmal 30 Sek. bei 65° St. 4 mixen.
Jetzt den kleinen Deckel abnehmen und 6 bis 9 Min. / St. 1 kühl rühren. Die Temperaturanzeige sollte sich auf 37° abgekühlt haben.
Jetzt werdet ihr feststellen, dass sich auch die Creme zusammengezogen hat und cremig geworden ist. (Falls nicht, mit dem Rezept fortfahren und anschließend in den Kühlschrank stellen)
Biokons und ätherisches Öl oder Parfümöl zugeben und nochmal 1 Min. / St. 3 mixen.
In einen oder zwei saubere, mit hochprozentigem Alkohol ausgewischte Tiegel füllen. Deckel erst nach einer Viertel bis halben Stunde aufschrauben, damit die Creme vollständig abkühlen kann und sich kein Kondenzwasser im Deckelinneren bilden kann. Denn sonst gammelt die Creme schnell. ماسكات للوجه
Ganz normal im Bad aufbewahren. Bei zwei Dosen, die nacheinander aufgebraucht werden, eine im Kühlschrank lagern.
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Aus rechtlichen Gründen weise ich darauf hin, dass ich keine ausgebildete Medizinerin oder Kosmetikerin bin. Ich betreibe diesen Blog und die DIY-Kosmetik als Hobby, alle meine Aussagen über Wirkungsweisen und Eigenschaften von Rohstoffen und Rezepten basieren auf meiner persönlichen Erfahrung. Da aber jeder Mensch anders ist, ist es möglich, dass einzelne Produkte oder Rohstoffe bei dir anders wirken als bei mir. Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass ich hier weder eine Linderung von Problemen oder gar Krankheiten verspreche oder garantiere. Wenn du meine Rezepte nachmixt, geschieht das auf eigenes Risiko.