Kosmetik haltbar machen

In der Kosmetik kann man zwei Arten von Produkten unterscheiden: Die Frischkosmetik und die konservierte Kosmetik.

Unter Frischkosmetik fällt fast alles, was wir uns mal eben mit Hausmitteln in der Küche zusammenrühren können: die Quark-Bananen-Maske, die Zitronensaft-Spülung oder die Avocado-Haarkur. Davon wird eine Portion hergestellt, die in der Regel sofort verbraucht wird. Denn haltbar sind diese Mischungen nicht, nach wenigen Tagen wird die Frischkosmetik schlecht. Da kaum jemand Zeit hat, sich ständig Kosmetik frisch anzurühren, ist das was für den Wellness-Nachmittag, aber sicher nicht für die knappe Zeit zwischen Aufstehen, Kaffee trinken und zur Arbeit hetzen.

Für den Alltag gibt es deshalb die konservierte Kosmetik. Dazu gehört alles, was man im Laden kaufen kann. Denn hier spielt die Haltbarkeit die größte Rolle. Das Produkt muss ja schließlich von den Fabrik in die Drogerie und von dort in unser Badezimmer kommen, und dort muss es noch möglichst viele Tage benutzbar sein. Deshalb greift die Industrie meist auf künstlich hergestellte Konservierungsmittel wie Parabene oder Mineralölderivate zurück. Denn die können nicht ranzig werden und lassen eine Creme manchmal jahrelang halten, egal, wie warm es ist und wie oft man mit den Fingern darin rummatscht.

Doch damit müssen wir uns nicht zufrieden geben. Denn auch in der DIY-Kosmetik kann man konservierte Produkte herstellen, die mehrere Monate haltbar sind. Ich bin kein großer Fan von Frischkosmetik, deshalb werdet ihr auf meinem Blog nur Rezepte für Produkte finden, denen Konservierungsmittel beigemischt wurden, sobald sie Wasser enthalten. Solltet ihr jetzt „Iiihh, Konservierungsmittel sind bäh!“ schreien wollen, erinnere ich euch an den zweiten Absatz dieses Textes: ALLE Kosmetikprodukte mit Wasseranteil, die LÄNGER als ein, zwei Tage halten sollen, MÜSSEN konserviert werden. Sonst habt ihr statt einer Gesichtscreme sehr schnell eine Pilzfarm in eurem Tiegel.

Und ich kann euch beruhigen: in der DIY-Kosmetik gibt es eine Reihe von Konservierungsmöglichkeiten, die natürlichen Ursprungs oder zumindest naturidentisch sind und Haut und Haaren sogar noch gut tun. Dazu kommen wir etwas später.

Damit die DIY-Kosmetik möglichst lange hält, ist auch Hygiene das A und O. Unsere Küchen sind keine Labore, deshalb ist es uns unmöglich, die Kosmetik zu hundert Prozent keimfrei herzustellen. Aber wir können dafür sorgen, dass möglichst wenig Bakterien, Pilze und Co. in unsere Kosmetik kommen. Dafür gibt es drei goldene Regeln:

1: Ein sauberer Arbeitsplatz

Wenn ihr Kosmetik in der Küche rührt, sorgt dafür, dass der Platz und die Gerätschaften, mit denen ihr arbeitet, so sauber wie möglich sind. Putzt den Mixtopf, Spatel, kleine Löffel etc. mit heißem Wasser und Spüli sauber und spült sie gründlich ab, damit keine Seifenreste mehr daran haften. Trocknet sie mit einem frischen Handtuch oder Küchenkrepp ab. Danach träufelt ihr großzügig hochprozentigen Alkohol auf und verreibt den mit einem frischen Küchenkrepp.

Alkohol ist unverzichtbar, wenn man Gerätschaften und Behälter für Kosmetik vernünftig desinfizieren will.

Küchenkrepp ist neben dem Alkohol die heimliche Allzweckwaffe, habt immer genug in Griffweite. Auch die Arbeitsfläche sollte saubergewischt und mit Alkohol desinfiziert werden. Ich lege meist noch ein paar Blätter Küchenkrepp darauf aus, denn dann kann ich benutzte Spatel und Co. einfach darauflegen. Bin ich fertig, werfe ich die Blätter einfach weg und muss nix nachputzen.

Ganz wichtig auch: Schmeißt die Katze, die Kinder und den Mann oder die Frau aus der Küche, wenn ihr Kosmetik macht. Denn die machen meist genau da wieder Dreck, wo ihr euch gerade den Arbeitsplatz gereinigt habt. Mein Thermi steht zum Beispiel neben der Kaffeemaschine, und ich kriege jedes Mal die Krise, wenn mittendrin der Männe reinkommt und ohne auf mein Tun zu achten dieses spritzende und fauchende Ungetüm anwirft.

2: Reine Tiegel und Tuben

Damit Kosmetik lange hält, sollte sie mit so wenig Keimen in Berührung kommen wie möglich. Dazu zählt auch, dass die Gefäße, in der wir sie aufbewahren, möglichst frei von Bakterien und Pilzen sind. Das kann eine ziemlich schwierige Aufgabe sein,wenn man Tiegel mehrfach verwendet.

Am allerbesten ist es, wenn man sie nach der gründlichen Reinigung mit heißem Wasser und Spüli noch einmal mit heißem Wasserdampf sterilisiert. Im Thermi geht das super. Füllt dazu etwa 500 ml Wasser in den Mixtopf. Setzt dann das Garkörbchen ein und legt Tiegel mit der Öffnung nach unten, Deckel und kleine Gerätschaften rein. Lasst dann alles 15 Min./Varoma/St. 1 durch den Wasserdampf abkochen. Vorsicht, wenn ihr die Sachen wieder rausholt, es ist extrem heiß! Zieht am besten Gummihandschuhe an, holt die Sachen zügig aus dem Thermi und legt sie zum Abtropfen auf ein sauberes Küchenkrepp.

Wenn ihr keine Zeit für ein umfangreiches Abkochen habt, dann legt die Behälter einfach in die Spüle, kocht Wasser im Wasserkocher auf und begießt sie gründlich. Danach mit einem Küchenkrepp abtrocknen.

Glas oder Plastik? Glas ist in der Dusche nicht so dolle, lässt sich aber sehr gut desinfizieren. Bei Plastik sollte es robustes Hartplastik sein, sonst hält es den hohen Temperaturen nicht stand.

Aber Achtung: Diese Methode funktioniert nur bei Glas und robustem Hartplastik sowie strapazierfähigem Gummi. Ihr glaubt gar nicht, wie viele Behälter ich mir schon ruiniert habe, weil sie für diese große Hitze nicht ausgelegt sind.

Wenn ihr die Kosmetik im Alltag benutzt, können auch auf diesem Weg wieder Keime hineingelangen. Ideal sind daher alle Arten von Gefäßen, bei denen ihr nur mit der Menge Kosmetik in Berührung kommt, die ihr verwenden wollt. Zum Beispiel Pumpspender. Bei dicken Cremes sind die allerdings nicht zu empfehlen. Nehmt hier am besten einen Kosmetikspatel, mit dem ihr etwas Creme aus dem Tiegel holt und ihn anschließend gründlich abwascht.

3: Konservierungsmittel

Weil’s so wichtig ist, sage ich es noch ein drittes Mal: Sobald unsere Kosmetik Wasser enthält, MUSS sie Konservierungsmittel enthalten, sonst ist sie nach wenigen Tagen schimmlig. Doch für die DIY-Kosmetik gibt es mittlerweile eine Fülle von Konservierungsmitteln, die nichts mit Parabenen und Co. zu tun haben und dem Körper sogar noch gut tun. Die meisten allerdings haben ein paar Eigenschaften, die man kennen muss, wenn sie richtig funktionieren sollen. Ich habe bisher mit zwei Konservierungsmitteln gearbeitet, weil ich mit beiden sehr gute Ergebnisse erreicht habe.

Biokons Neo – Die Allzweckwaffe

Biokons kann’s einfach. Mein Konservierer Nummer 1, denn er ist simpel in der Handhabung und man muss nicht viel beachten. Biokons besteht aus dem synthetisch hergestellten Alkohol Phenylethanol (das kommt auch in ätherischem Rosenöl vor), Caprylyl Glycol und Trideceth-8. Muss man sich nicht merken, wer mehr dazu wissen will, kann hier weiterlesen. Wichtig ist nur, dass Phenylethanol sehr effektiv gegen Pilze wirkt und Caprylyl Glycol sowie Trideceth-8 gegen Bakterien und Hefen. Biokons ist also ein Kombiprodukt, das gegen alle Arten von Keimen in unserer Kosmetik wirkt.

Biokons basiert auf natürlich vorkommenden Duftstoffen und wirkt gegen alle Arten von Mikroorganismen.

Biokons ist farblos und kann in jeder Phase der Herstellung unserer Kosmetik eingearbeitet werden, weil es hitzeresistent bis 70 Grad ist. Ich füge es aber immer erst am Ende dazu, zusammen mit den Düften, bevor ich alles nochmal ordentlich durchmixe, damit sich das Konservierungsmittel optimal verteilt. Denn ich finde, Biokons hat einen ziemlichen Eigengeruch. Bei Cremes verfliegt der nach wenigen Tagen, bei wässrigen Produkten dauert das länger. Deswegen gebe ich gern reichlich Duftstoffe drüber.

Einsatzkonzentration: 0,5 bis 2 %: 20 Tropfen auf 100g ergeben eine Haltbarkeit von sechs bis acht Wochen.
Vorteile: Fertiges Produkt, funktioniert im PH-Wert-Bereich von 4 bis 8, schützt gegen Bakterien, Pilze und Hefen.
Nachteil: Hat aus meiner Sicht einen strengen Eigengeruch

Pentylene Glycol und Kaliumsorbat – Darf’s ein bisschen extra sein?

Ich nehme fast immer Biokons, weil ich zu faul bin, etwas anderes anzumischen. Manchmal aber greife ich auch zu diesem Duo. Wenn das Biokons aus ist oder ich ein wässriges Produkt mache, bei dem mich der Biokons-Geruch einfach extrem stört. Denn Pentylene Glycol und Kaliumsorbat sind quasi geruchlos.

Der zweiwertige Alkohol Pentylene Glycol wirkt gegen die Vermehrung von Bakterien. Dazu kommt, dass Pentylene Glycol ein Feuchthaltemittel ist, dass etwa auch in der Nahrungsmittelindustrie eingesetzt wird. Es trocknet die Haut also nicht aus, wie etwa klassischer Alkohol das tut, sondern hilft sogar noch, Feuchtigkeit zu binden.

Doch weil es ja noch Hefen und Pilze gibt, reicht Pentylene Glycol nicht aus, um unsere Kosmetik optimal zu schützen. Dafür stellen wir ihm Kaliumsorbat zur Seite. Das ist das Kaliumsalz der Sorbinsäure und wirkt gegen Hefen und Pilze, indem es deren Stoffwechsel blockiert. Es gibt Kaliumsorbat als Lösung, doch am besten ist es, sich das Granulat zu bestellen und daraus eine eigene, 20%ige Lösung mit destilliertem Wasser anzumischen.

Einsatzkonzentration: Pentylene Glycol: zwischen 3 und 5 %, Kaluimsorbat: 1 % in gelöster Form
Vorteile: Trocknen die Haut nicht aus, haben keinen Eigengeruch
Nachteile: Kaliumsorbat muss angerührt werden und funktioniert nur optimal im sauren PH-Wert-Bereich unter 5,5

Hilfe, meine Kosmetik ist trotzdem schlecht geworden!

Das ist schade, aber passiert. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich Kosmetik schon weggeworfen habe, weil sie schimmlig geworden ist. Das kann immer passieren, denn wie gesagt, wir arbeiten nicht im Labor. Alle zuvor genannten Tipps sind deshalb auch nur dazu da, um das Risiko des Gammelns zu minimieren, ganz ausschließen kann man es aber nie.

Lasst euch davon aber nicht entmutigen und startet einfach einen neuen Versuch. Meist ist man dann auch viel sorgsamer im Hinblick auf die Hygiene beim Rühren. Und es gibt noch ein paar kleine Tricks, mit denen man auf Sicherheit fahren kann.

Kühlschrank: Ihr wollt, dass eure Creme lange hält, habt aber bei der Hygiene in der Küche ein bisschen geschludert? Dann stellt die Creme einfach in den Kühlschrank. Die niedrige Temperatur hemmt das Wachstum von Mikroorganismen und so ein bisschen kühle Creme auf der Haut ist auch ganz angenehm.

Der Kühlschrank ist übrigens auch das Mittel der Wahl, wenn ihr euer Bad gern kuschelig warm geheizt mögt. Das bekommt Kosmetik meist nicht so gut. Bei mir im Bad steht Sommer wie Winter das Fenster auf Kipp, deswegen ist es dadrin meist zwischen 18 und 22 Grad warm. Bei meiner Mutter, die Fußbodenheizung im Bad hat und dadurch immer gut 25 Grad, wird DIY-Kosmetik meist viel schneller schlecht.

Tiegel wegschmeißen: Glastiegel lassen sich ja noch recht einfach desinfizieren, aber Pumpspender sind eine echte Herausforderung. Die vernünftig sauberzukriegen ist je nach Material unmöglich. Werft deshalb schwierig zu reinigende Behälter und Teile lieber weg und kauft neue, bevor ihr eure schöne Kosmetik auf’s Spiel setzt.